383 - Der Mann, der nicht sterben konnte by Vennemann Sascha
Autor:Vennemann, Sascha [Vennemann, Sascha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-22T23:00:00+00:00
Es war keine Frage des ob, sondern nur des wann, dass er Matthew Drax wieder einholte.
Den Vorteil des schnelleren Amphibienpanzers machte Jacob dadurch wett, dass er als Roboter nicht ermüdete. Seit er sein Motorrad verloren hatte, war er in der Spur des Amphibienpanzers gelaufen.
Er musste nicht rasten, als die Nacht hereinbrach, keine Pause einlegen, um Nahrung zu sich zu nehmen. Der Trilithiumkristall in seiner Brust würde ihn noch für Jahrzehnte mit Energie versorgen. Auch wenn es im eigentlichen Wortsinn nicht stimmte, würde Jacob am Ende doch den längeren Atem haben.
Das Gebiet des ehemaligen Wyoming bestand fast ausschließlich aus den weiten Grasflächen und wenigen Wäldern, die er in den vergangenen Tagen durchquert hatte. Hier lebte wirklich kaum ein Mensch. Nur wilde Wakudaherden kreuzten seinen Weg.
Fast genau vierundzwanzig Stunden, nachdem ihn der Laserbeschuss sein Fahrzeug gekostet hatte, bemerkte Jacob Smythe die auffällige Felsformation, die sich inmitten der Landschaft abzeichnete. Die breite Felssäule hatte eine charakteristische Form, die sein Datenspeicher eindeutig zuordnen konnte.
Devil’s Tower wurde das Gebilde genannt. Es handelte sich dabei um einen Monolithen aus vulkanischem Gestein, etwa zweihundertfünfundsechzig Meter hoch, mit einem Durchmesser von knapp hundertfünfzig Metern.
Die Spuren des Panzers führten in Schlangenlinien auf den Wald zu, der den Felsen umgab.
„Ist da etwa jemand müde geworden?“, feixte Jacob, sich sehr wohl darüber bewusst, dass er mit sich selbst sprach. Es wunderte ihn, dass Drax derart lange durchgehalten hatte. Aber er war sich sicher – spätestens hier hatte der Feind rasten müssen.
Jacob beschleunigte seine Schritte und erreichte den Waldrand in weniger als zwei Stunden. Schon von weitem bemerkte er Drax’ Fahrzeug und näherte sich ihm vorsichtig. Im Infrarotbereich sah er, dass es komplett erkaltet und seit Stunden nicht bewegt worden war. Die Zugänge waren versperrt. Er versuchte sie gewaltsam zu öffnen, doch selbst mit seinen übermenschlichen Kräften wollte es ihm nicht gelingen.
Drax war vermutlich ohnehin nicht an Bord; darauf wiesen auch die zahlreichen menschlichen Fußspuren hin, die den Panzer umgaben.
Das war aber nicht Drax allein, erkannte Jacob. Die Stiefelspuren des Mannes, den er jagte, waren gut im Waldboden zu erkennen. Aber da waren auch noch andere: barfüßige Abdrücke verschiedener Größe.
Jacob sah sich um. Wo waren diese Menschen jetzt? Wohnten sie hier in diesem Wald am Fuße des Devil’s Tower?
Erneut aktivierte Jacob seine Wärmebildsensoren und ließ den Blick schweifen. Am Boden konnte er nichts erkennen. Sein Blick ging hinüber zu dem Monolithen, der von der tief stehenden Abendsonne beschienen wurde. Auch im Infrarotspektrum leuchtete er in hellen Farben. Die Sonne erwärmte das Gestein und brachte es damit sozusagen zum Glühen.
Weitere Signaturen fielen ihm auf, als er den Kopf in den Nacken legte und die Wipfel der gigantischen Bäume betrachtete. Durch das dichte Astwerk hindurch erkannte er mehrere Wärmequellen, die sich über ihm bewegten. Der Größe nach zu urteilen mussten es Menschen sein. Sie bewegten sich scheinbar mühelos zwischen Plattformen hin und her, manche gemächlich, manche schnell.
Jacob versuchte eine bessere Sichtposition zu bekommen. Und tatsächlich: Als er die Infrarotsicht abstellte und einen schwachen Restlichtverstärker bemühte, der die Dunkelheit der Baumschatten teilweise auflöste, erkannte er es.
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